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01.04.2010 - Die Geigerin Renate Eggebrecht hat ihr 5. Soloalbum vorgelegt

Die Solovioline in Osteuropa

Renate Eggebrecht, lange schon international ein Begriff als Entdeckerin und Wiederbeleberin bedeutenden, zu Unrecht vernachlässigten Repertoires für Violin-Solowerke, legt ihr 5. Soloalbum vor. Es stellt osteuropäische Komponisten und Komponistinnen vom Balkan über Polen und Estland nach Russland vor, darunter drei Ersteinspielungen, und ist somit für alle Geiger und Freunde von Violinmusik, die sich für Musik abseits des Mainstream interessieren, ein unverzichtbarer Meilenstein.

Zwei der bedeutendsten Komponistinnen des 20. Jahrhunderts sind vertreten: die Polin Grażyna Bacewicz und die Serbin Ljubica Marić. Grażyna Bacewicz (1909-1969) war selbst eine fulminante Violinvirtuosin und als Komponistin mit ihrer Streichermusik die herausragende Figur des Neoklassizismus in der polnischen klassischen Moderne. Ihre Solosonate von 1941, vor derjenigen Béla Bartóks entstanden, ist eine Art moderne Hommage an Bach, geigerisch höchst anspruchsvoll, musikantisch hinreißend, im Stil an Bartók und auch Strawinsky erinnernd. Hinzu kommen als bestrickende Kleinodien ihre beiden Capricci von 1949 und 1952.
Ljubica Marić (1909-2003) zählt zu den faszinierendsten Erscheinungen ihrer Generation. Sie war nicht nur Serbiens größte und originellste tonschöpferische Begabung, sondern auch eine herausragende bildende Künstlerin und Poetin. Schostakowitsch sagte über sie: „Alles, was neue Musik bieten kann, hat sie in einem großen Entwurf verwirklicht. Sie drückt sich klar und überzeugend aus, sie spricht aus der Tiefe ihrer Seele.“ Die von Bartók und der Volksmusik inspirierte Sonate für Violine solo, entstanden 1928-29, ist ein imposant eigenständiger Tribut an Bach, geschrieben „unter dem überwältigenden Eindruck eines Sonnenaufgangs am Meer“.
Sergej Prokofjews Solosonate ist 1947 ursprünglich für die einstimmigen Geigenensembles des Moskauer Bolschoi-Theaters komponiert worden. Schnell wurde sie ein Klassiker des Solorepertoires. Sie ist das einzige hier enthaltene Werk, das im Repertoire der meisten bekannten Virtuosen vertreten ist.
Eduard Tubin (1905-1982), 1944 vor der sowjetischen Invasion nach Schweden emigriert, ist Estlands eminentester Symphoniker, in seinen besten Werken auf einer Höhe mit Schostakowitsch oder Prokofjew. Die Sonate für Solovioline von 1962 zählt zu seinen tiefsten, anspruchsvollsten Schöpfungen. In der dissonant freitonalen, sinnlich fesselnden Tonsprache ist sie ein Gipfelwerk der Gattung, ein Meisterstück weitgespannter Architektur. Viel einfacher, von musikantisch feinem Reiz in fünf Miniatursätzen, gibt sich Tubins späte Suite über estnische Tanzweisen von 1979.
Edison Denissow (1929-1996) zählt zu den Großen der russischen Moderne und war zu Lebzeiten sehr erfolgreich in der westlichen Welt. Seine Violin-Solosonate von 1978 jedoch, ein hochkomplex auf Bach bezogenes dreisätziges Werk von verdichteter Abstraktion, ist bisher erstaunlich selten gespielt worden und wird hier erstmals auf Tonträger vorgestellt – eine überfällige Tat und würdiger Abschluss dieses faszinierenden Programms.




 
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Friedemann Kupsa
(04.12.2018 - 10:56 Uhr)

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Es stellt osteuropäische Komponisten und Komponistinnen vom Balkan über Polen und Estland nach Russland vor.

Renate Eggebrecht