Klassik heute, 22.04.2002
Von den knapp 250 Liedern Fanny Mendelssohn Hensels (1805-1847) sind viele noch nicht einmal im Druck erschienen, geschweige denn auf Tonträgern festgehalten worden. Die auf bislang zwei CDs vorliegenden Titel bieten eine repräsentative Auswahl von rund einem Fünftel des gesamten lyrischen Œuvres der Komponistin, darunter hier auf Vol.1 immerhin acht Ersteinspielungen.
Es sind meist hochkarätige Gedichtvorlagen, die sie angezogen haben: vor allem Texte von Goethe, auch von Heine, Schiller, Platen, Klopstock, Hölty. Bei der Wahl der lyrischen Stoffe fällt eine Vorliebe für das Thema „
Sehnsucht“ auf, dem zahlreiche Lieder gelten. In einer ganzen Reihe von Fällen zeigen sich interessante Überschneidungen mit Vertonungen von Schubert, Schumann, Zelter, Liszt und Wolf, in deren Gesellschaft sich Fanny Mendelssohn Hensel musikalisch durchaus behaupten kann.
Die hier aufgebotenen Gesangssolisten zeichnet ein sehr respektables stimmliches Niveau aus. Eine solide Leistung als Begleiter bietet der Pianist Kelvin Grout.
Kurt Malisch Fono Forum, 04/2002
Männlich-künstlerisch? Die Zeitgenossen taten sich schwer mit der Komponistin Fanny Mendelssohn‑Hensel (1805‑1847). Zwar billigte ihr die Kritik „
tieferes, männlich-künstlerisches Streben“ zu und bescheinigte eine „
sichere Beherrschung“ des Handwerks – doch wirkliche Begabung, Genie gar, wollte man ihr nicht zugestehen. Unter dem Einfluß einer verquasten Geschlechterpsychologie, die fünfzig Jahre später in Otto Weiningers Zerrschrift „
Geschlecht und Charakter“ gipfeln sollte, wurde Frauen schon damals nicht selten prinzipiell jedes Künstlertum abgesprochen und damit auch jede Entfaltung verweigert.
Der frühe Tod Fanny Mendelssohn‑Hensels mit kaum 42 Jahren taten ein Übriges – von dem zwiespältigen Verhalten ihres Bruders Felix zu schweigen, der zwar einige ihrer Lieder unter seinem Namen veröffentlichte, ihren eigenen Publikationen aber seltsam ablehnend gegenüberstand. Und das, obwohl er ihre Werke einmal „
die schönsten“ nannte, „
die jetzt ein Mensch auf Erden machen kann. Wahrhaftig, es gibt wenig Leute, die wert sind die Lieder zu kennen. Fanny soll sie nur wenigen vorsingen.“ Die vorliegende Auswahl von 54 der insgesamt 248 überlieferten Lieder Fanny Mendelssohn‑Hensels ist weit mehr als eine längst überfällige Ehrenrettung: ein unter chronologischen und thematischen Gesichtspunkten sorgfältig geordneter Querschnitt, der zudem erfreulich sachkundig und unpolemisch dokumentiert wird.
Daß sich die Leistungen der vier Gesangssolisten nicht immer auf gleichem Niveau bewegen, mag man verzeihen, zumal die jugendliche Unmittelbarkeit der Sänger, namentlich der Sopranistin Anne Grimm, gut zum Charakter vieler Lieder passt. Kelvin Grout unterstreicht in den Begleitparts die erstaunliche Nähe zu Robert Schumann.
Christian Wildhagen Online Musik Magazin, 31.01.2002
www.omm.de
Aus dem Schattendasein gerissen
...Die Bandbreite emotionalen Ausdrucks und Charakters der gewählten Lieder kommt den jungen und wandlungsfähigen Stimmen der interpretierenden Gesangssolisten entgegen. Vor allem Mezzosopranistin Roswitha Müller gestaltet in allen Registern mit ausgewogenem, warmem Ton.
Anne Grimms leuchtender Sopran behält nicht nur in den hohen Lagen sondern auch in zurückhaltenden Passagen seine strahlende Kraft. Auch Kobie van Rensburg und Maarten Koningsberger überzeugen mit engagierter gesanglicher Ausgestaltung und Verständlichkeit...
Dank dem sehr einfühlsamen und lebendigen Klavierpart von Kelvin Grout behält die Abfolge der verschiedenen Interpretationen den nötigen Zusammenhalt...
Ein sehr lebendiger musikalischer Eindruck.
Monika Jäger Kölner Stadt-Anzeiger, 5./6. Jan. 2002
Reizvolle Lieder von Fanny
Alle reden von Felix, kaum wer von Fanny – das ändert sich nur recht langsam bei den Mendelssohns.
An Fanny Mendelssohn (1805‑1847) – Lexika führen sie beim Namen ihres Bruders Felix oder ihres Ehemannes Wilhelm Hensel – läßt sich studieren, wie begabten Frauen das Komponieren für Publikum sauer gemacht worden ist. Bis heute sind viele ihrer Werke noch zu „
entdecken“. So enthält jetzt eine Edition mit 54 von rund 250 Liedern noch etliche Ersteinspielungen (2 CDs bei
TROUBADISC).
Da finden sich reizvolle Stücke, zumal auf Naturgedichte von Eichendorff, dem auch das letzte Lied gilt, neben Gefälligem und Biedermeierlichem. Die chronologische Sammlung verfolgt einen Schaffensprozess in Liedern, von kindlichen Versuchen hin zu kompositorischer Befreiung bei eigenständiger Textwahl.
Die ins Biographische tendierende Edition verschweigt Vorbilder nicht, Schubert ist da heute am bekanntesten. Bei oft vertonten Gedichten wie „
Wanderers Nachtlied“ von Goethe, Heines „
Fichtenbaum“ oder Eichendorffs Erwin-Liedern reizt aber durchaus ein Vergleich mit älteren und jüngeren Lösungen.
So vertont Fanny Mendelssohn Heines eingängige Verse geschliffen, sie zeigt jedoch Reserve gegen Heines Doppelbödigkeit. Manches für die Schublade komponierte offenbart im Subtext auch Gefühle eines Talents ohne Öffentlichkeit, sei es im leisen Sehnsuchtston oder im drängenden Agitato-Satz.
Schöne StimmpaletteJetzt öffnen fünf Musiker diese Schublade mit Musizierlust und schöner Stimmpalette: der Pianist Kelvin Grout begleitet Anne Grimm (Sopran), Roswitha Müller (Mezzo), Kobie van Rensburg (Tenor) und Maarten Koningsberger (Bariton). Ein willkommenes, überfälliges Dokument.
Marianne Kierspel Pizzicato, 12/2001
Fanny Hensel und ihre Lieder Bei
TROUBADISC wird erstmals eine größere Auswahl aus dem Liedschaffen Fanny Hensel‑Mendelssohns (1805‑1847), vom ersten Lied der Vierzehnjährigen bis zu der letzten, einen Tag vor ihrem Tod komponierten Melodie in chronologischer Reihenfolge vorgestellt und bietet einen umfassenden Überblick über die Entwicklung ihres Liedstils. Viele der Lieder wurden nach den Autographen eingesungen und werden hier als Ersteinspielungen veröffentlicht.
Vier Sänger singen auf den 2 CDs mehr als fünfzig Lieder in Originaltonarten. Recht angenehm und engagiert die holländische Sopranistin Anne Grimm, die deutsche Mezzosopranistin Roswitha Müller, der südafrikanische Tenor Kobie van Rensburg und der symphatische holländische Bariton Maarten Koningsberger begehen nicht den Fehler, die gefühlsehrlichen Kompositionen mit Pathos zu beladen und überzudimensionieren. Der Pianist Kelvin Grout begleitet einfühlsam.
Dies sind zwei CDs, die die Lieder Fanny Hensels sehr eindringlich werden lassen, und auch wenn man sie nur einmal gehört hat, kommen sie einem sofort sehr bekannt vor. Daher: eine wichtige und gute Produktion.
Rémy Franck
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(18.07.2014 - 14:25 Uhr)
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