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12.09.2008 - Zum Tode von Dimitri Nicolau

Am 29. März 2008 verstarb der griechisch-italienische Komponist Dimitri Nicolau.

In dem Magazin concertino (3/2008) erschien ein ausführlicher Nachruf zum Tode dieses außergewöhnlichen Künstlers unter dem Titel „Musik ist Kommunikation“ von Frau Prof. Marga Wilden-Hüsgen aus dem wir hier einen kleinen Ausschnitt zitieren möchten:

Dimitri Nicolau wurde am 20.10.1946 in Keratea im Südzipfel Griechenlands geboren. Schon früh zeigte sich sein großes, breit gefächertes Interesse an den unterschiedlichen Sparten der Kunst wie Malerei, Fotografie, Literatur und besonders der Musik. Mit knapp 14 Jahren, 1959, gab er seine ersten Kompositionen heraus. Über seine Musikstudien in Griechen-land und Frankreich sagt er selbst „Ich habe viele Musiklehrer gehabt, ich möchte sie nicht alle nennen, weil ich Angst habe, ein paar wichtige zu vergessen". Es können also nur die klingenden Ergebnisse seiner Beschäftigung mit Musik Zeugnis geben von seiner tiefen Kenntnis der Kompositionskunst, seiner großen Klangfantasie und seinem ureigenen Personalstil.

Der politische Umbruch in seiner Heimat, der Staatsstreich der Militärs im Jahre 1967, veränderte sein Leben radikal. Sein bedingungsloser Widerstand gegen die Militärregierung zwang ihn, sein Heimatland zu verlassen. Er floh nach Italien und erhielt dort politisches Asyl. Italien und besonders die Stadt Rom wurden seine zweite Heimat. Ohne die Musik zu vernachlässigen, studierte er an der Universität zu Rom moderne Literatur und Philosophie und am Centrum für experimentelle Cinematography absolvierte er ein Studium der Filmkunst. In dieser Berufssparte arbeitete er jahrelang. Er schuf Filme mit bekannten Künstlern und war Direktor der Fotografie des italienischen Fernsehens. Als Pädagoge mit den Fächern Bühnengesang, Sprecherziehung und Komposition wirkte er an der Theaterakademie von Kalabrien und am Institut für anti¬ke Dramen (INDA) von Syrakus.

In großer künstlerischer Aktivität verbrachte er seine Lebensjahre in Rom, bis eine tückische Krankheit seinem reichen Leben ein Ende setzte. Seine Werke wurden weltweit geschätzt und auf den wichtigsten Festivals war sein Name vertreten. Dimitri Nicolau war ein großer Menschenfreund, er pflegte mit vielen Musikern regen Briefkontakt. Das große Interesse an seinem Gegenüber zeichnete ihn als Mensch und Künstler aus. Fast alle seine Werke entstanden in engem Kontakt zu den Auftraggebern, er bezog den Musiker stets in den Schaffensprozess seiner Komposition mit ein.

Nicolau war ein überaus produktiver Komponist. In seinem mehr als 300 Kompositionen umfassenden Werkverzeichnis finden sich alle Werkgattungen. Neben Orchestermusik, mit Sinfonien und Konzerten für Solo und Orchester, stehen Kammermusiken in den unterschiedlichsten Besetzungen. Er schuf Werke für Chor, Musik und Lieder für Kinder und nicht zuletzt zahlreiche Theater- und Filmmusiken. Besonders zu nennen sind hier auch seine zahlreichen Werke für Zupfinstrumente und sein hoch gelobtes kompositorisches Wirken für das Saxophon.

Die Volksmusik des Mittelmeergebietes und des Balkans war Grundlage seiner musikalischen Ideen. „Die Hoffnung, den Ursprung der Musik zu entdecken, liegt in der Volksmusik" ist für ihn Programm. Er verwebt in seiner modernen Tonsprache Melodien, Themen oder Zitate der auf modale Skalen des griechischen Altertums basierenden griechischen Musik. Ein weiteres Merkmal seiner Affinität zur Musik des südeuropäischen Raumes zeigt sich mit den häufig verwendeten asymmetrischen Rhythmen. Pate standen bei der Schaffung seiner „neuen klassischen" Musik auch - so Nicolau - die moderne griechische Pop-Musik und der Rembètiki, der so genannte griechische Blues, deren Wurzeln im Arabischen und auch in der traditionellen Musik Griechenlands liegen.

Nicolau wird als Meister der Instrumentierung gelobt, den große Experimentierfreude auszeichnet. Er schafft überraschend neue Klangkonstellationen mit ausgefeilten lyrischen Stimmungen oder extrem vitalen und mitunter auch schroffen Elementen. Seine Nähe zu den darstellenden Künsten kommt in vielen seiner Werke zum Tragen. Die Musik Nicolaus ist von großer Emotionalität, inspiriert von literarischen Vorstellungen und oft spielerisch-humorvoll. Der Komponist sagt dazu: „Für mich ist die Musik immer eine zwischenmenschliche Sprache, basierend auf der Dynamik der Beziehungen... , sie muss Gefühl und Emotion bei Spieler und Zuhörer wecken". In vielen seiner Manuskripte findet man von ihm eigenhändig gefertigte Zeichnungen, die von großer künstlerischer Qualität sind. Häufig gibt es schriftliche Anweisungen, die auf technische Ausführungen hinweisen, aber oft auch inspirierend auf die Gefühlsebene des Interpreten zielen wollen.

Marga Wilden-Hüsgen     Mit freundlicher Genehmigung des Verlags
© Aviso-Verlag, Hamburg

Troubadisc hat zwei Werke von Dimitri Nicolau als CD -Ersteinspielungen veröffentlicht: Seine Sonata in Greek Mood  op.228 für Violine Solo, die der Geigerin Renate Eggebrecht gewidmet ist und seine den beiden Musikern Renate Eggebrecht und Friedemann Kupsa gewidmete "Strassenmusik n.16"   op.210 für Violine und Violoncello.




 
letzte Änderung
Friedemann Kupsa
(04.12.2018 - 10:56 Uhr)

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Am 29. März 2008 verstarb der griechisch-italienische Komponist Dimitri Nicolau.










 

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